Die zweite Rotary Reise

Als mein Handy mich morgens mit meinem Klingelton "Despacito" aufweckte, stand ich schnell auf um mich fertigmachen zu gehen. Am Frühstückstisch saß ich an diesem Tag alleine mit meiner Arepa. Meine Eltern mussten noch kurz aus dem Haus, was mich etwas nervös machte, denn eigentlich mussten wir schon in 5 Minuten weg sein. Aber okay, wir sind ja Kolumbianer. Deshalb kann ich mittlerweile auch etwas ruhiger dabei bleiben, denn irgendwie erreicht man es trotzdem immer. 
Wie gesagt, irgendwann saßen wir natürlich dann auch im Auto auf dem Weg nach Cali. Ich schaute sicherheitshalber noch einmal auf mein Handy, falls in der Gruppe noch etwas wichtiges geschrieben wurde. Und genau das war auch der Fall: "Der Flug Cali-Bogotá wird um eine Stunde nach vorne verschoben. Von 10:58 auf 9:58." Schei****.

Mein Vater versuchte alles aus dem alten Geländewagen herauszuholen, während wir um halb zehn auf der Autobahn von Palmira nach Cali rasten. Währenddessen rief meine Mutter entbost die Nummer an, die diese Nachricht in die Whatsapp Gruppe geschrieben hatte. In meinem Leben war ich noch nie so nervös gewesen. Als mein Gastvater dann endlich auf das Flughafengelände abbog, rannte ich mit meiner Mutter zum Check-In, wo auch die anderen Austauschschüler noch alle standen. Eine der Amerikanerinnen half mir mich durch die Schlange nach ganz vorne zu schmuggeln und dann nahmen wir uns alle auch erstmal in den Arm. 

Letztendlich stellte sich heraus, dass der Flug gar nicht verschoben wurde, und wir wie geplant um elf Uhr im Flugzeug saßen!

In Bogotá angekommen fand ich als erstes Anja aus der Schweiz und wir fielen uns in die Arme. Eine Sekunde später kam auch schon Linus und drückte mich ganz fest. Verdammt, ich hatte ihn nicht so groß in Erinnerung gehabt! Aber als Rieke mir auf einmal in den Arm sprang musste ich tatsächlich etwas meine Traenen zurückhalten...es war so schön alle wiederzusehen! 
Auf dem Flug von Bogotá nach Cartagena saß ich am Fenster und konnte die wunderschöne Veränderung der Landschaften beobachten. Zunächst flogen wir bestimmt etwa 10 Minuten nur über Bogotá und dessen unzählige Gebäude. Man sah wüstenähnliche Böden, durchzogen von Flüssen und Seen, man sah Waelder usw... als wir dann schließlich in Cartagena ankamen und aus dem Flugzeug ausstiegen auf die Landefläche, war es so unglaublich warm, dass es sich fast doppelt so schlimm anfühlte wie in Palmira bzw. Cali.

Der erste Tag in Cartagena begann also schonmal ziemlich gut! Wir wurden ins Hotel gebracht, um direkt danach in einer s.g. "Chiva" (ein umgebauter, offener, sehr bunter Bus ist, mit dem man Besichtigungstouren machen kann, und gleichzeitig mit seinen Freunden feiern kann, denn normalerweise wird auch immer lautstark Musik gespielt) weggefahren. Wir wurden zum "Castillo San Felipe" gebracht, was ein wichtiger Stützpunkt fuer Cartagena im 18. Jahrhundert war. Am Abend gingen wir in die Stadt und konnten die wirklich wunderschöne Innenstadt Cartagenas in der Nacht, gemütlich sitzend in Pferdekutschen, betrachten. 

Am Sonntag fuhren wir mit Booten auf die "Islas del Rosario". Alleine die Bootfahrt war schon ziemlich cool! Als es beschleunigte wurden wir teilweise nach oben gedrückt und dann in die Wellen geschmissen. Nach etwa 45 Minuten Fahrt tauchten die Inseln dann schließlich auf. Mit ihnen das unglaublich schöne karibische Wasser: türkis, grün, dunkelblau... Wir machten sofort Fotos, denn die meisten von uns hatten diese Art von Wasser ja noch nie gesehen!

Auf der ersten Insel besuchten wir ein Aquarium, wo wir 
Delfine, Fische, Seepferdchen, Schildkröten, kleinere Haifische und tolle Vögel sahen. Danach konnten wir für 15.000 Pesos (ca. 5 Euro) schnorcheln gehen, was meine Freunde und ich uns natürlich nicht entgehen ließen! Es war zwar sehr anstrengend gewesen, aber es lohnte sich!! Schließlich wurden wir auf die nächste Insel gebracht, auf der wir zu Mittag aßen, mit der unbestreitbar besten Aussicht seit Langem. 

Den Rückweg mussten wir etwas früher als geplant antreten, denn es kamen langsam hohe Wellen auf. Ja... da wir besonders aktiv hin und her geschmissen wurden auf der Fahrt, hatte ich am nächsten Tag sogar Muskelkater im Bauch und in den Armen. 

Am Montag fuhren wir dann weiter über Barranquilla (was übrigens die Geburtsstadt von Shakira ist!) nach Santa Marta, wo wir uns auch erst im Hotel einrichteten. Den Nachmittag und Abend über blieben wir am Strand und genossen das Wetter während wir schwimmen gingen und tolle Sonnenuntergangsfotos schossen! Es versuchten einige Händler ihre Waren zu verkaufen, aber ich hatte vorgesorgt, und gar nicht erst Geld mit zum Strand genommen. Andere der Autauschschüler wurden dann allerdings Opfer...eine Handvoll ließ sich Braids flechten, andere ließen sich einen Kokoscocktail verkaufen usw... später allerdings wollte einer meiner Freunde etwas zu trinken kaufen gehen, und ich habe etwas geschnorrt, was dazu ausgeartet ist, dass er mir auch einen Natursaft gekauft hat (hehehe, danke Linus). 

Dienstag wurden wir dann noch ein Stück weitergefahren, bis "Playa Grande". Was eigentlich gar kein so grosser Strand war, aber sehr schön! Auch dort aßen wir zu Mittag: Fisch, Kokosnussreis, Patacones (frittierte und plattgedrückte Bananen) mit Salat und Saft. 
Da ich aber leider noch einen Sonnenbrand von Sonntag hatte, blieb ich eher im Schatten mit meiner Bluse und genoss die wunderschöne Aussicht. Achso..aber Rieke hatte sich einige (!) Fotos von Tumblr herausgesucht, sodass ich ihr dann auch natürlich half diese zu verwirklichen (sind uns doch alle ganz gut gelungen, Rieke!).
Als uns das kleine Boot wieder zum Strand zurückgebracht hatte, gingen wir zu den Bussen um die letzte Etappe anzugehen. Wie einige andere war ich aber so schlau gewesen und war barfuß zurück gegangen...auf dem übelst heißen Asphalt! Das sah dann, vermute ich, ziemlich lustig aus, von Schatten zu Schatten huepfend. 

Als wir dann nachmittags am Ziel ankamen hieß es: "Buenas tardes, TAYRONA". El Parque Nacional de Tayrona umfasst ca. 15.000 Hektar Land, wovon ein fünftel nur Meer (atlantischer Ozean) ist. Hier konnten wir von öden Hügeln, über Regenwald und Kokospalmen nach ca. einer Stunde wandern auch endlich die erwarteten weiße Strände sehen. Wir liefen aber zunächst weiter, bis wir bei unserer Unterkunft ankamen: Hängematten. Yep, wir haben zwei weitere Nächte in - durchaus bequemen! - Hängematten geschlafen. 
Als wir dann alles organisiert hatten, gab es auch endlich Abendessen, nach einem langem Tag. 


Den Mittwoch verbrachten wir komplett am Strand. Bzw...an den Stränden, denn wir wanderten zu insgesamt drei verschiedenen! Der erste, "El Cabo", war recht groß und es war einiges an Menschen zu finden. Man konnte auf einen kleinen Hügel gehen, wo sich ebenfalls eine Unterkunft mit Hängematten befand, mit einer unbeschreiblichen Aussicht auf den Ozean. 

Dank Jannis haben wir sehr coole Bilder dort oben machen können, denn seine Bilder sind wirklich verdammt gut! Natürlich gingen wir auch schwimmen in den recht starken Wellen. Erst war es sehr frisch, aber es hat einfach total Spaß gemacht sich mit den Wellen treiben zu lassen. Ich erinnere mich nur noch daran, dass ich die ganze Zeit über am lachen war und einige Male von einer großen Welle ueberspült worden bin, sodass ich dachte, dort wäre es                                                      zuende :D 

Nach dem Mittagessen liefen wir weiter zum nächsten Strand, an dem das Wasser sehr ruhig war, und wir nur kurz reingingen um uns abzukühlen. Den Rest verbrachten wir mit einem frischgepressten Orangensaft in Schatten und quatschten. 


Am letzten Strand war das Meer wieder sehr wild, und ich blieb mit meinen Freunden bis zum Schluss drin. 
Beim Zurücklaufen zu unseren Hängematten ging ich ohne Schuhe, was ohne Zweifel eine gute Idee war. Ich spürte den weichen Erdboden, die herabgefallenen Palmblätter, Steine und Wurzeln. Den Gang zurück genoss ich persönlich sehr, denn es war dann ja auch der Beginn der letzten paar Stunden an der Karibikküste.

Hinterher gingen wir uns duschen, und man kann mir glauben, ich bin gesprintet, denn es gab genau drei Duschen. Für über 90 Austauschschüler. Nur schnell Handtuch und Duschzeug geschnappt und ich habe sogar direkt einen Platz erwischt :D 
Abends wurden wir von einem einheimischen Indianer abgeholt, der uns zu seinem Dorf führte. Der "Chef" des Dorfes konnte uns leider nicht beiwohnen, dafuer erzählte uns sein Sohn einiges, und beantwortete Fragen. Leider war ich von dem Tag unglaublich müde, sodass ich irgendwann nicht mehr zuhören konnte. Aber insgesamt war es sehr interessant. 

Donnerstag mussten dann auch schon wieder unsere Sachen zusammenpacken. Leider. Wir wanderten wieder zurück und stiegen in die Busse, die uns zum Flughafen von Santa Marta brachten. Wir aßen gemeinsam ein paar Sandwiches und flogen auch schon los nach Bogotá. Dort mussten wir uns dann verabschieden, denn wir wurden aufgeteilt auf die verschiedenen Flughäfen. Wieder einmal musste ich ein paar Tränen zurückhalten, aber in weniger als zwei Monaten sehen wir uns ja auch schon wieder. Im AMAZONAS. 

Und das war dann schon die zweite Reise. Wahrscheinlich konnte ich das hier im Text nicht so gut beschreiben. Aber es war unglaublich toll. Die Zeit mit guten Freunden, gutem Essen und das Ganze in der Karibik zu verbringen ist unbezahlbar!
Ich hoffe, die Bilder bringen das etwas besser zum Ausdruck...

Die nächste Reise geht, wie gesagt, in den Amazonas, was, wie ich finde, ein verdammt guter Abschluss ist. Da es ein paar Probleme auf dieser Reise gab, werden wir leider nicht mehr nach San Andrés fliegen. Aber ich hoffe, ich werde diese Insel trotzdem irgendwann mal besuchen können. 

Bis zum nächsten Eintrag 

Ronja :)




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